Arbeit am Mythos

Lauwarmer Regen im Juni. Du trugst dein Haar offen,
und ich las
Mohn und Gedächtnis.
Magnetpole, beidseitig an- und ab,
Eine Atemnot, die sich löste.
Geschichtsvergessenheit.
Projektionen.

Du, dieser Tag, die blaue Blume
wurden Geschichte. Ein Narrativ.
Anfangs achtlos festgehalten
auf loser
Zettelwirtschaft
Erst später
als Hardcover
editiert.

Einmal daran überhoben, denn
damals
lag Krafttraining mir noch fern.

Egal, Wiederholung:
Du, dieser Tag, die blaue Blume.
Wiederholung:
Du, dieser Tag, die blaue Blume.
Wiederholung

Bis es sich materialisierte
als ein sogenanntes uns.

Aber von Poststrukturalismus halte ich heute
nicht mehr viel.

Im sprichwörtlichen Morgen-Grauen nahm der Beckenrand
Kontur an.

Die Wirklichkeit, die ich,
postmodern wie ich war,
so eifrig versuchte in Text aufgehen zu lassen
in unendlicher Bedeutung
überschattete platonisch.
Ästhetisch betrachtet: sozialistischer Realismus.

Swallowing illusions as big as planes.

Du sagtest, du seist dir nicht sicher.
Ich sagte,
das sei die Postmoderne
Doch diese Erklärung reichte dir nicht.

Aus uns
wurde wieder du
und
Ich.

Fünf Kilo Muskelmasse nahm ich zu
in einem Jahr.
800 Kilometer mehr Zeit
zum studieren der
Mimesistheorie.

Novalis, Brecht und Derrida
finally
ersetzt durch Adorno.

Aber die Aufklärung, so weiß man,
schlägt, allzu weit getrieben,
in Mythos um.

Wenn ich, der Ratio überdrüssig, geschlagen, nach dem Training;
vor dem Einschlafen im Bett; an einem Sonntagmorgen, bei 30 Grad im Büro
diesen Tag herbeierzähle,

(you still cross my mind from time to time, and I mostly smile)

deucht mir: Nicht Mohn ist mir geblieben.
Sondern die Kornblume.

Geschichtsrevisionismus, Kind!
Reiß dich zusammen!
Ich bin(,) nicht Nathanael!

Rivers of black shitty oil.

Was, ja
Was?
Ist Liebe – Fragezeichen –

Es bleibt
die Arbeit am Mythos.